Dieser Artikel von Peter Ließmann ist am 22.11.2011 in der Magdeburger Volksstimme erschienen: http://bit.ly/siBVrF
Feierstunde in der Grundschule „Am Kannenstieg“ für ein ungewöhnliches Projekt
Es sucht seinesgleichen, das Kinderfilmstudio Magdeburg. Seit 20 Jahren werden in dem bekannten Medientreff Märchenfilme mit Kindern gedreht – ganz ohne Fördermittel.
Es war ein Auf und Ab in den vergangenen 20 Jahren. Nicht nur, dass mehrfach die Umzugskartons gepackt werden mussten, auch stand das Projekt bereits auf der Kippe. Darum musste Geschäftsführerin Christiane Czibull gestern bei aller Freude über das Jubiläum auch mit den Tränen kämpfen. „Aber egal, wir haben viele Tiefschläge bekommen, aber den Optimismus nicht verloren und uns durchgesetzt“, sagt Christiane Czibull.
Im November 1991 wurde das Kinderfilmstudio, damals unter dem Dach der „Kindervereinigung e. V.“, als Freizeiteinrichtung aufgebaut. Dann trennte man sich vom Verein und gründete einen eigenen: Kinderfilmstudio Magdeburg. Das erste Filmstudio wurde in der Grundschule „Roggengrund“ eingerichtet, dann folgten die Standorte Grundschule Bruno-Beye-Ring, Grundschule Weitlingstraße und Grundschule „Am Kannenstieg“. Mit letzterer ist das Studio zwar wegen der Sanierung des Schulgebäudes auch schon umgezogen, allerdings wird das Studio mit der Schule in das sanierte Gebäude wieder mit einziehen.
2003 wäre fast Schluss mit dem Kinderfilmstudio gewesen, denn die Stadt stellte aus Spargründen die Förderung ein. Der Verein gab aber nicht auf und unterhielt das Studio weiter. Zwischenzeitlich konnte man noch den Betrieb eines Hortes übernehmen, der eng mit dem Studio zusammenarbeitet. Jetzt hofft der Verein auf eine ruhigere Zukunft.
Seit 1991 waren rund 90000 Kinder bei Dreharbeiten im Kinderfilmstudio dabei, von vielen standen schon die Eltern vor der Kamera dieses einzigartigen Filmstudios. Das Projekt ist so einfach wie beliebt: Jedes Jahr steht ein Märchen auf dem Programm, meistens der Gebrüder Grimm. Schulklassen und Kindergruppen können sich dafür anmelden. Ulla Stört ist Regisseurin, Kamerafrau, Garderobiere und Produzentin in einer Person. Die Kinder kommen ins Studio, schlüpfen in Kostüme, lernen ihre Texte, das Bühnenbild ist bereits fertig, und schon geht es los. So dreht Ulla Stört zwei Filme am Tag.
Das Interesse ist groß, denn das Kinderfilmstudio hat eine lange Warteliste. „Es ist einfach die Faszination Fernsehen, die die Kinder begeistert“, sagt Ulla Stört. Dabei muss sie mit einem sehr kleinen Budget auskommen. „5 Euro pro Kind decken gerade so die Produktionskosten“, sagt Vereinschefin Christiane Czibull. Da bleibe für Neuanschaffungen so gut wie nichts übrig. So hofft man, dass die über acht Jahre alte Video-Kamera noch möglichst lange hält, denn für einen Ersatz fehlt das Geld.
Die Kinder bekommen vom Überlebenskampf des Projekts nichts mit. Sie sind nur begeistert und aufgeregt, wenn es heißt: Klappe, die Erste, Film ab…